PLURV
Unter dem Akronym "PLURV" werden argumentative Verhaltensweisen zusammengefasst, die in Verbindung mit Wissenschaftsleugnung gebracht werden. PLURV steht für Pseudo-Experten, Logische Trugschlüsse, Unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei und Verschwörungsmythen.
Kritik
Viele Autoren benutzen das PLURV-Modell im Kontext einer tatsächlichen oder angeblichen Leugnung einer verbreiteten wissenschaftlichen Meinung. Die Kritik einer Meinung, die den weit verbreiteten Regeln der Wissenschaft widerspricht, aber selber weit verbreitet ist, ist anscheinend nicht vorgesehen. Die Trugschlüsse, die unter Verbreitung dieses Modells erläutert werden, sind nur ein sehr kleiner Teil aller Trugschlüsse, die es gibt. Die Auswahl ist einseitig; es fehlen Trugschlüsse, die zwar von der wissenschaftlichen Disziplin der Logik und/oder der Psychologie als solche erforscht sind, jedoch typischerweise von Massenmedien oder von massenmedial gedeckten Forschern benutzt werden, um einzelne Kritiker scheinbar zu widerlegen. Bspw. wird unter der Marke "PLURV" selten, wenn überhaupt, der Trugschluss des argumentum ad verecundiam erwähnt, d. h. dass These X wahr seine müsse, weil ein Experte These X vertritt. Stattdessen wird postuliert, es sei eine Technik der Wissenschaftsleugnung, "falsche Experten" zu zitieren. Damit wird das Gegenteil suggeriert von der wissenschaftlich erforschten Erkenntnis, dass es für ein Argument überhaupt keine Rolle spielt, ob ein Experte es hervorbringt oder ein Laie. Ein Argument sei dann deshalb zu verwerfen, weil der Experte gar kein richtiger Experte sei. Das gedankliche Konzept eines "falschen Experten" ist entgegen einem wissenschaftlichen Anspruch aber gar nicht messbar. Auch werden keine konkreten Hinweise beschrieben, darauf, dass jemand offenbar die Absicht habe, einen Expertenstatus vorzutäuschen. Es hat also eher den Anschein, es soll eine Rationalisierung geboten werden, wenn Menschen aus Mainstreamkreisen mit dem Mainstream widersprechenden Fachmännern konfrontiert werden, nämlich, dass diese nur scheinbar Experten seien. Die Diffamierung kritischer Fachmänner in den Medien tut den Rest. Würden konrete Hinweise zum Erkennen von nur vorgetäuschtem Expertenstatus erwähnt, wären diese entweder falsch und das Modell würde eine weitere Blöße für Kritik bieten, oder es würde bei vielen tatsächlichen Fachmännern, die aber dem Mainstream widersprechen, gar nicht anschlagen. Selbst dann, wenn eine große Menge an Wissenschaftlern eine andere Meinung vertritt, lässt sich dies mit dem PLURV-Modell wegrationalisieren, dies fällt im Modell nämlich unter die Bezeichnung "Masse von Pseudoexperten", was immer noch nicht messbar ist. Andere Trugschlüsse, die unter dem PLURV-Modell nicht erwähnt werden, sind bspw. die Homonymie.
Auffällig ist auch, dass das Modell laut mancher Autoren aufzeigen möchte, wie Thesen als trugschlüssig entlarvt werden können. Dennoch enthält es die Kategorie "Logische Trugschlüsse". Logische Trugschlüsse kann aber nicht die Unterkategorie seiner selbst sein. Die anderen Kategorien enthalten aber alle auch Trugschlüsse oder Argumentationsweisen, die angeblich auf Trugschlüssigkeit schließen lassen. Dies legt den Verdacht nahe, dass im Grunde das ursprüngliche Modell kritischer Denker, Taxonomien von Trugschlüssen zu erstellen und Thesen auf diese hin zu prüfen, ersetzt werden soll. So als gäbe es nicht nur die Überprüfung auf Trugschlüsse als Methode dafür, zu erkennen ob eine These falsch ist, sondern auch noch andere Techniken. Das Prüfen einer These basiert aber immer auf dem Prüfen der Anfangssätze und der Folgerung. Ist die Folgerung falsch, so ist es ein Trugschluss. Ist ein Anfangssatz falsch, so ist die Frage, woraus dieser gefolgert wurde. Es läuft also immer auf die Überprüfung von Folgerungen auf Trugschlüssigkeit hinaus.
Andere Autoren beschreiben das Modell als eine Übersicht darüber, wie Menschen manipuliert werden können. Unter dieser Beschreibung ist es extrem eingeschränkt und etliche in Mainstreammedien sehr häufig angewandte, wissenschaftlich erforschte Manipulationstechniken fehlen. Bspw. False Flag Attacken, und viele weitere Techniken, die gerade im Zusammenhang mit der Corona-Krise gerne eingesetzt wurden und werden.
In dem Modell fehlt außerdem die Beeinflussung von Forschern durch Forschungsgelder und andere Gründe für eine mögliche Befangenheit. Diese Möglichkeit ist der Grund für die (noch) bestehende Tradition, in wissenschaftlichen Papern die Angabe 'Interessenkonflikt' zu machen. Unter dieser oder ähnlicher Überschrift wird angegeben, wer die Studie finanziert hat und ob einer der Forscher bei einem Unternehmen auf der Gehaltsliste steht u. ä.