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Quadriga

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Dieser Artikel stammt (evtl. teilweise) von Rudolph Bauer. Ähnliche Artikel enthält auch sein Buch "Kritisches Wörterbuch des Bunten Totalitarismus".

Unter dem Label „Quadriga“ veranstaltete die deutsche Bundeswehr 2024 ein mehrmonatiges, in seinem tatsächlichen Ausmaß schwer zu überblickendes Kriegs-„Übungscluster“ (Vorsicht Diskurskosmetik!), das sich aus zahlreichen nationalen und multinationalen Teilmanövern zusammensetzte. Diese waren wiederum in das übergeordnete Nato-Manöver „Steadfast Defender“ eingegliedert. (Schon im Jahr 2020 hatte die Nato damit begonnen, einzelne Manöver in Ost- und Südosteuropa zu einem „Schlachtfeldnetzwerk“ zu verknüpfen.)

Offizieller Beginn von Quadriga war Ende Februar 2024. Erste Truppenbewegungen fanden allerdings schon im Januar statt. Den Rückmarsch der Truppen kündigte Generalinspekteur Carsten Breuer für Ende Mai an, jedoch dauerten einzelne Truppenbewegungen über den offiziellen Manöverzeitraum hinaus an. Insgesamt waren im Bundeshaushalt 2024 für Truppenübungen 310 Millionen Euro eingeplant, 59 Millionen mehr als im Jahr zuvor. In einem Interview hatte der „Referatsleiter Übungen im Kommando Heer“ angekündigt, Quadriga werde künftig jedes Jahr stattfinden. Daraus ist zu schlussfolgern, dass sich der monatelange Aufmarsch gegen Russland für die Soldaten der Bundeswehr zu einem Dauerbetrieb entwickelt.

In Anbetracht dieser mörderischen Entwicklung muss an die 28 Millionen Tote auf russischer Seite im Zweiten Weltkrieg und daran erinnert werden,

„dass fast alle Erinnerungsspuren an die sowjetischen Opfer des deutschen Vernichtungsfeldzuges aus dem Alltag, dem politischen und kulturellen Leben der Bundesrepublik gelöscht worden waren. Was von den sowjetischen Völkern als kollektives Trauma erlitten wurde und sich unauslöschlich ihrem kulturellen Langzeit-Gedächtnis eingegraben hatte, das war bei uns offenbar einer kollektiven Amnesie anheimgefallen. Wo zum Beispiel sind die Gedenkstätten oder Mahnmale, die an die 3,3 Millionen russischer Kriegsgefangenen erinnern, die in deutschen KZs, Gefangenen- und Arbeitslagern durch Arbeit vernichtet, verhungert, erschossen, vergast oder durch Misshandlungen zu Tode gebracht wurden? Von den 65.000 vorwiegend russischen Kriegsgefangenen im Lager Stukenbrock bei Paderborn waren bei Kriegsende noch 5.000 am Leben.

Nicht nur Auschwitz und Treblinka, auch die deutschen Lager für sowjetische Kriegsgefangene mit ihrer durchschnittlichen Sterbequote von fast 60 Prozent muss man als Todes- und Vernichtungslager qualifizieren. Und wo sind die Gedenkstätten für die Opfer der vielen Hundert ‚verbrannten Dörfer‘? Oftmals wurden die Einwohner in Schulen, Scheunen und Kirchen zusammengetrieben, wo sie bei lebendigem Leibe verbrannten. Gibt es in unserem Land, das immer neue Museen aus dem Boden stampft und in Bonn und Berlin Geschichtstempel von gigantischen Ausmaßen errichten ließ, auch nur ein einziges Museum, das die unvorstellbaren Leiden und menschlichen Tragödien dokumentiert, die sich während der deutschen Belagerung in Leningrad abgespielt haben? Über eine Million Leningrader haben durch die Blockade das Leben verloren. Die Hälfte der Einwohner, auch die meisten Frauen und Mütter sind samt ihren Kindern verhungert, an Entkräftung oder Seuchen gestorben, nachdem sie ihre letzten Möbel verheizt und nichts mehr zum Essen hatten als den Kitt ihrer Fensterrahmen.“ (Michael Schneider)