Bunter Totalitarismus
Dieser Artikel übernimmt Inhalte von Bauer, Rudolph: "Kritisches Wörterbuch des Bunten Totalitarismus"
Kritischer Begriff für ein Totalitarismuskonzept, das sich ideologisch und systemisch als bunt und „antifaschistisch“ tarnt. Ideologisch propagiert es eine gesellschaftliche Öffnung („Willkommenskultur“) und fördert die politisch angepassten Teile der Zivilgesellschaft und ihrer Nichtregierungsorganisationen. Hingegen negiert es weitgehend sowohl sozialstrukturelle Differenzen (Klassenstruktur) als auch biologische Unterschiede (Genderdebatte). Ferner leugnet das bunt-totalitäre Konzept den Stellenwert der kulturellen Traditionen von Gesellschaften. Durch das Beschwören der Brandmauer-Abgrenzung gegenüber dem Retrofaschismus ist der Bunte Totalitarismus in der Lage, seinen im Kern autoritären Charakter zu verbergen bzw. von ihm abzulenken. Systemisch basiert der Bunte Totalitarismus auf Elementen der Scheindemokratie, der digitalen Überwachung, des sich „freiwillig“ gleichschaltenden Mainstream-Journalismus, der multikulturellen Schein-Vielfalt sowie des Unterdrückens von sozialem und politischem Widerstand durch Polizeigewalt, die Berufung auf Experten (follow the science) und eine herrschaftskonforme Justiz. Auf die „antifaschistische“ Täuschung der Öffentlichkeit verweisen verschiedene Autoren, etwa der italienische Schriftsteller Ignazio Silone der italienische Schriftsteller und Philosoph Umberto Eco (1932- 2016) sowie der deutsche Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno (1903-1969). In der wissenschaftlichen Literatur, in Sachbüchern und bei politischen Debatten wird der Bunte Totalitarismus u. a. gekennzeichnet als: „Umgekehrter Totalitarismus“ (vgl. Sheldon S. Wolin 2022); „Überwachungskapitalismus“ (vgl. Shoshana Zuboff 2018); Katastrophen-Kapitalismus (vgl. Naomi Klein 2007); „Kulturimperialismus“ (vgl. Bernd Hamm / Russell Smandych 2011); „Tiefer Staat“ (Ullrich Mies 2019); „Fassadendemokratie“ (Ulrich Mies / Jens Wenicke 2017); „Softtotalitarismus“ (vgl. Rudolph Bauer 2021); „simulative Demokratie“ (Ulrike Guérot);„gelenkte Demokratie“ (Ulrich Vosgerau); „Illiberale Demokratie“; „Defekte Demokratie“; „Pseudohumanitärer Philanthrokapitalismus“ und Notstandskapitalismus (Fabio Vighi); Politik „im McCarthy-Stil“ zur Unterdrückung freier Meinungsäußerung (Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux); Techno-Faschismus (Chris Hedges). – Ein besonderes Merkmal des Bunten Totalitarismus ist seine globale Dimension in Gestalt sowohl politischer als auch politikübergreifender Verbindungen sowie von Stiftungen, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen. Supranationale politische Zusammenhänge, auf die kein entscheidender demokratischer Einfluss ausgeübt werden kann, ergeben sich im Rahmen der EU, der transatlantischen Partnerschaft mit den USA, der Nato sowie der Weltbank und der Uno mit ihren Untergliederungen, etwa der WHO. Weitere politische Beratungs- und Entscheidungsgremien sind die sog. Gipfeltreffen: die jährlichen Treffen der G7– oder der G20-Staaten, die vierteljährlichen Treffen des Europäischen Rates (der Staats- und Regierungschefs der EU), das internationale Gipfeltreffen zur Sicherheit von KI (Künstliche Intelligenz; erstmals im November 2023), die UN-Klimakonferenz, oder die Treffen von intergouvernementalen Organisationen wie der OPEC (Organisation erdölexportierender Staaten). Zu den bekannten supranationalen Treffen aus Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen gehören z. B. das World Economic Forum (WEF) sowie die Bilderberg-Gruppe, die Group of Thirty und die Trilaterale Kommission.